Sich die Handysucht zu Nutze machen

Die Strategie des Mobile Marketings

Immer und überall erreichbar sein – wer hätte vor zwanzig Jahren geglaubt, dass uns dieser Gedanke nicht wahnsinnig machen, sondern zu einem Grundbedürfnis der heutigen Zeit werden könnte? Dass ein Akku, der sich dem Ende zuneigt, oder ein vergessenes Smartphone Menschen Unwohlsein oder gar Panik bereiten könnten? Dass der Geburtstagswunsch von Jung und Alt immer häufiger das neueste Handy oder Tablet ist – und in vielen Fällen auch erfüllt wird?

Damals noch undenkbar und heute trotzdem Alltag: Morgens lassen wir uns von unseren Smartphones wecken und checken noch vor der ersten Tasse Kaffee unsere WhatsApp-Nachrichten.
Wir scrollen durch diverse Newsfeeds und laden das Gruppen-Selfie vom letzten Abend, natürlich verziert mit Hashtags, bei Facebook und Instagram hoch. Wo der nächste Supermarkt ist und wie wir ihn am schnellsten erreichen, verrät uns Google laut Werbung auch kurz vor Ladenschluss noch schnell genug und das Gute-Laune-Lied, das im Radio auf und ab läuft, können wir ganz einfach „shazamen“ – um in wenigen Sekunden den Interpreten und Titel des Songs zu erfahren.

Dass die eigentliche Sensation, mit der in den Neunzigern alles begann, das Mobilfunknetz und die Möglichkeit des mobilen Telefonierens war, ist bei den Digital Natives in Anbetracht der unendlichen Menge an Funktionen, Neuerungen und Innovationen längst in Vergessenheit geraten.

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Und so befremdlich diese Beschreibung für den Ein oder Anderen auch klingen mag, so nah ist sie dennoch an der Realität: Die Zahl der Smartphone-User hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, verdoppelt oder verdreifacht. NEIN – heute besitzen über 40 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone. Das sind fünf mal so viele wie im Jahr 2010. Fast 35 Millionen davon nutzen tagtäglich den Zugang zum mobilen Web und sind somit, sei es per Browser oder App, dauer-online. Mit anderen Worten: Mobile Endgeräte und ihre unzähligen Funktionen, die meist auf dem mobilen Internet basieren, sind regelrecht omnipräsent geworden. Egal, an welchem Ort und zu welcher Zeit – das Leben vollzieht sich heute immer auch auf virtueller Ebene.

Doch was lässt sich daraus nun für das Marketing schließen? … Dass der Ort, an dem die gewünschte Zielgruppe zum gewünschten Zeitpunkt mit den gewünschten Informationen versorgt werden kann, existiert. Heute, im Hier und Jetzt. Sein Potenzial muss nur richtig ausgeschöpft werden.

Dem Zeitgeist entsprechen: Mobile Marketing auf dem Vormarsch

Mit der Entwicklung und dem Siegeszug von Smartphones und Tablets sowie der intensiven Nutzung des mobilen Internets ist ein wichtiger und bisher oft unterschätzter Marketingkanal entstanden, der echte Chancen für einen erfolgreichen Marketingmix birgt.

Hinter dem Zauberwort „Mobile Marketing“ verstecken sich jegliche Werbeformen, die auf dem Handy oder Tablet angezeigt werden. Seien es werbliche SMS- und MMS-Nachrichten, Anzeigen auf mobilen Webseiten und Apps oder auch der Einsatz von QR-Codes und damit die Verbindung von klassischen und digitalen Medien.

Der einstige „Trend“ ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch – und das im Eiltempo, denn Werbung muss sich technischen Gegebenheiten anpassen und im Idealfall noch schneller sein. Doch wenn der Großteil online passiert, wo liegt dann der Unterschied zum klassischen Online Marketing, das schon lange keine Neuheit mehr ist?

Deutlich eingeschränktere Displaygrößen, die Bedienung per Touchscreen und ein dementsprechend anderes Nutzerverhalten sind Modalitäten und Schwierigkeiten, die beim Mobile Marketing im Blick behalten werden müssen, um passende Werbeformen bzw. -botschaften zu kreieren und sie an richtiger Stelle zu platzieren. So kann es z. B. durchaus sinnvoll sein, Handyspiele für Werbeeinblendungen zu nutzen und selbstverständlich nicht nur Webseiten für die mobile Nutzung zu optimieren, sondern sogar Landingpages zu errichten, die ausschließlich von mobilen Geräten aufgerufen werden können.

Auch Banner-Ads und Buttons müssen angepasst werden und Botschaften mit entsprechend wenig Content schnell auf den Punkt bringen: Was interessiert, sind relevante (Verkaufs-) Informationen oder Inhalte, die neugierig machen und zum Weiterklicken verleiten. Kurz, einfach und klar.

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Was Mobile Marketing anderen Maßnahmen voraus hat

Bisher scheint die Nutzung von Tablets und Smartphones als Marketingplattform angesichts ihrer intensiven Nutzung einleuchtend – das entscheidendste Argument für Mobile Marketing steckt jedoch in seinem Namen: MOBILITÄT!

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Wie kein anderer Gegenstand, der sich als Marketingmedium eignet, begleiten uns die kleinen technischen Wunder fast 24 Stunden am Tag durch unser Leben und an jeden Ort. Werbebotschaften, die wir per Handy wahrnehmen, erreichen uns somit überall.

Draußen, zu Hause, morgens, tagsüber, nachts, auf der Arbeit wie im heimischen Bett. Und besonders diese Tatsache kann auch zur gezielteren und personalisierteren Zielgruppenansprache genutzt werden, da es möglich ist, Smartphones zu orten. Auf diese Weise können umliegende Unternehmen beispielsweise ortsbezogene Markenbotschaften versenden und es ist sowohl möglich, Konsumenten direkt am Point of Sale mit relevanten Informationen zu versorgen als auch ihre Kaufentscheidungen vor Ort positiv zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass online direkte Reaktionen auf die Botschaften begünstigt werden können: nämlich per SMS, Rückruf oder Bestellung, ohne dass die Kaufabsicht schon nach kurzer Zeit in Vergessenheit gerät.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Mobile Marketing wirkt zielgenau und nachhaltig – und ist aus einem ausgewogenen Marketingmix nicht mehr wegzudenken.

The next big things oder nur Zukunftsmusik?

1 Chatvertising: So erreicht man junge Zielgruppen

Welche Apps sind für uns auf dem Smartphone am unverzichtbarsten? Richtig, die Messaging-Dienste – denn WhatsApp, Snapchat, Kik und Co. haben die zwischenmenschliche Kommunikation nicht nur ungemein beschleunigt, sondern auch grundlegend verändert.
Dies haben nun die ersten Brands als Chance für eine neue Werbeform erkannt und tüfteln an neuen Wegen, um besonders mit jüngeren Konsumenten in direkten Austausch treten zu können. So arbeiten die Macher der Messaging-App „Kik“, die vorzugsweise von Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt wird, zum Beispiel an einem Chat Bot, mit dem User Gespräche führen können, um Informationen und Problemlösungen von ihm zu erhalten. Dieser Chat-Roboter soll dabei nicht simple Push-Nachrichten abschicken, sondern sich an den Kommunikationsstil zwischen echten Freunden anlehnen und durch die „Konversationen“ mit den Usern ganz automatisch lernen, auf individuelle Nachrichten zu reagieren. Das ist eine Idee, die auch gut auf die Kundendienste verschiedenster Unternehmen anwendbar wäre, wenn diese ihren Service vermehrt in sozialen Netzwerken anbieten würden. So wird aus Advertising in Zukunft Chatvertising.

2 Mobile Payment als Alltagserleichterung

Zum bargeldlosen Bezahlen führt man zig verschiedene Karten mit jeweils eigenem PIN mit sich und um Busfahrkarten oder Parktickets zu kaufen, kratzt man sein letztes Kleingeld zusammen. Ganz schön nervig!
Abhilfe schaffen könnte auch in diesem Fall das Handy: Zwar steckt das mobile Bezahlen per Smartphone wegen mangelnder Akzeptanz besonders in Deutschland noch in den Kinderschuhen, doch Mobile-Payment-Dienste wie mpass von der Telekom, Vodafone und O2 machen diese Zahlungsvariante bei unterstützenden Händlern auch heute schon möglich.
Gearbeitet wird momentan mit sogenannten NFC-Stickern oder -Chips (Near Field Communication), die aufgeklebt oder in Handys integriert werden und passende Zahlungsterminals erkennen, sobald sie sich in Reichweite befinden. Das Problem: Viele Smartphone-Besitzer wissen gar nicht, dass ihr Mobiltelefon diese Funktion unterstützt und mobiles Bezahlen wird hierzulande eher mit Skepsis betrachtet. Fakt ist trotzdem, dass sich diese Zahlungsmethode besonders für den Erwerb von Parktickets oder Fahrscheinen im öffentlichen Nahverkehr eignet. Das heißt, es könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich diese Zahlungsvariante durchsetzt und wir das Portemonnaie zu Hause lassen können.

3 NailO – das Fingernagel-Trackpad in Miniaturform

Wenn man sich in einem langweiligen Meeting befindet und unauffällig Nachrichten verschicken möchte oder beim Kochen gerade keine Hand frei hat, um das Rezept auf dem Handy- oder PC-Display nach oben zu scrollen, kommt die neueste Entwicklung des MIT Media Lab zum Einsatz. NailO, ein kleiner Fingernagelaufsatz, funktioniert nämlich wie ein winziges Touchpad, das das Smartphone steuert, ohne das Display anfassen zu müssen. Ermöglicht wird diese verrückte Technologie durch der Einsatz von kapazitiven Touch-Sensoren, einem eigenen Akku, einem Micro-Controller und einem Bluetooth-Chip, die alle in das fingernagelgroße Trackpad integriert sind. Dass der intelligente Fingernagel zurzeit noch nicht marktreif ist, ist klar – doch möglicherweise wird das kleine Technik-Wunder ja das neue Mode-Accessoire der nächsten Jahre. Wir halten Ohren und Augen offen!

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